Geschäft mit der Angst Teure Früherkennungstests für Alzheimer: wertlos und unverantwortlich
Vor teuren Tests, mit denen angeblich das Erkrankungsrisiko für Alzheimer bestimmt werden kann, warnten Experten anlässlich des 21. Welt-Alzheimertags am 21. September. Was kaum ein Betroffener weiß: Eine nebenwirkungsfreie Alternative zu kostspieligen Antidementiva stellen nichtmedikamentöse Therapien bei Demenz und Alzheimer dar.
Von einer „schäbigen Geldmacherei“ mit „zweifelhaften Produkten“ spricht die Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, Professor Isabella Heuser, die auch dem Vorstand der Deutschen Hirnliga angehört. Bei den „Vorsorgeuntersuchungen“, für die in Praxen mehrere hundert bis über tausend Euro kassiert werden, kommt meist Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz. Damit sollen Größen- und Strukturveränderungen bestimmter Hirnbereiche aufgespürt werden. Frühzeitig Alzheimer erkennen lasse sich auf diese Weise aber nicht, warnt Prof. Heuser. Vielmehr könne das Ergebnis, scheinbar belegt durch imposant hochaufgelöste 3-D-Bilder, bei psychisch angeschlagenen Patienten enormen Schaden anrichten: „"Den Menschen, der dann vielleicht einen etwas schmäleren Hippocampus hat, stürzt man in eine Lebenskrise. Dabei hat er vielleicht nur eine Depression. Solche Fälle gibt es ganz häufig.“ Auch der Berliner Mediziner Volker Edelmann warnt: "Da Medikamente zur Vorbeugung noch fehlen, kann ein solcher Test bei ungünstigem Ergebnis mehr Verunsicherung schaffen, als dass er nutzt.“
Betroffenen werden von ihren Ärzten üblicherweise teure Antidementiva wie Aricept (mit dem Wirkstoff Donezepil), Exelon (Rivastigmin), Reminyl (Galantamin), Ebixa und Axura (Memantin) verordnet, deren gesichertster Effekt, neben unangenehmen Nebenwirkungen, in den Verkaufsgewinnen der Hersteller besteht. Die wenigsten haben je von einer nichtmedikamentösen Alternative gehört: der "MAKS"-Therapie. Dieser Ansatz zur ganzheitlichen Ressourcenförderung besteht aus vier Komponenten: motorische, alltagspraktische und kognitive Aktivierung mit einer spirituellen Einstimmung. 98 Demenz-Betroffene nahmen ein Jahr lang an einer kontrollierten Verlaufsstudie teil, bei der sie täglich zwei Stunden MAKS-behandelt wurden, während eine Kontrollgruppe wie in Pflegeheimen üblich versorgt wurde. Dabei zeigte sich, dass die MAKS-Therapie das Denkvermögen nicht weniger günstig beeinflusst wie die zur Zeit effektivsten Medikamente gegen die Alzheimer-Demenz. Intensiver als Medikamente wirkt sie sogar auf die alltagspraktischen Fähigkeiten. Dabei verursacht MAKS keine Nebenwirkungen, im Gegenteil: Die Therapie verschafft den Teilnehmenden zusätzlich noch eine positiv erlebte Zeit in Gesellschaft und vermindert Depressivität.
Näheres: E. Gräßel/J. Siebert/G. Ulbrecht/R. Stemmer: „Was leisten ‚nicht-medikamentöse’ Therapien bei Demenz? Ein Überblick über aktuelle Projekte“, Informationsdienst Altersfragen 4 (2) 2013, S. 9-16; G. Ulbrecht/E. Ziebell u.a.: „BeWiTa: eine Studie zu ambulanten Bewegungsangeboten in der Gruppe für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen“ NeuroGeriatrie 10 (4) 2013, S. 135-142; www.maks-aktiv.de.

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