
Das 12. Therapiecamp der Stiftung Auswege ”Etwas ganz Besonderes”
Deutliche Fortschritte in zwei von drei Fällen: Mit dieser erfreulichen Bilanz endete in der ersten Septemberwoche 2013 ein weiteres Auswege-Camp, erstmals in Thüringen, im „Rittergut“ von Lützensömmern, rund 30 km nördlich von Erfurt. (Foto re.: unser Camphaus; weitere Abb. unten: Garten und nähere Umgebung)
Diesmal kamen 9 chronisch kranke Kinder und Jugendliche sowie 10 erwachsene Patienten zu uns, begleitet von 15 Angehörigen (Foto li.: die Teilnehmergruppe). Die jüngste Teilnehmerin, ein stark entwicklungsverzögertes Mädchen, war 20 Monate alt, die älteste, eine 73jährige Rentnerin, reiste mit einer seltenen Autoimmunerkrankung (dem Lambert-Eaton-Syndrom), Kniebeschwerden und Herzrhythmusstörungen an. Auch Patienten mit Epilepsie (vier Fälle), Autismus, ADHS, chronischer Erschöpfung (CFS), Depressionen, seelischen Traumata, Inkontinenz, Tinnitus, Migräne, rheumatischen Beschwerden, Tumoren und Lähmungen nahmen teil. Dabei bestürzte diesmal ein besonders hoher Anteil von offenkundigen Impfschäden. In rund Dreiviertel aller Fälle kam es bis Campende zu deutlichen Besserungen, wie sowohl der leitende Camparzt als auch die Patienten bzw. ihre Angehörigen in Fragebögen und Tagebüchern bestätigten. Noch ein halbes Jahr später hielten sie in vielen Fällen an; dies ergab eine Nachbefragung im März 2014.
Für ihre ehrenamtliche Mitwirkung danken wir allen Teammitgliedern, die für die neun Tage in Thüringen eine ganze Praxis- oder Urlaubswoche opferten: dem Radiologen und Ganzheitsmediziner Dr. Horst Schöll (ärztliche Leitung), der Ärztin Gudrun Jaenicke, den Heiler/innen Ute Grotemeier, Dr. André Peter, Maja Petzold, Helga Schöll und Mario Walz, den Psychotherapeutinnen Christine Picciolo-Schneider und Liz. phil. Maria de Lourdes Stiegeler, den pädagoischen Fachkräften Anke Fröbel und Leonie Malcher. Ebenfalls mit dabei waren Katrin Lindenmayr, Leiterin unserer Geschäftsstelle, und der Auswege-Gründer Dr. Harald Wiesendanger. „Diese Camps müssen in jedem Fall fortgeführt werden, weil sie etwas ganz Besonderes sind und jedem einzelnen Teilnehmer weiterhelfen“, notierte ein 20jähriger Teilnehmer, der an einer tückischen Darmerkrankung litt, abschließend in einem Fragebogen.
Diese Teilnehmer profitierten offenkundig vom Campaufenthalt:
Miriam* (20 Mon.): Entwicklungsverzögerung nach Epilepsie Im April 2012, vier Monate nach ihrer Geburt, wurde bei Miriam kurz nach einer Impfung ein West-Syndrom festgestellt, eine seltene, besonders schwer zu behandelnde Form von Epilepsie. Typischerweise führt sie zu „BNS-Anfällen“ („Blitz-Nick-Salaam“), die drei Charakteristika aufweisen: blitzartig auftretende Myoklonien – rasche, unwillkürliche Muskelzuckungen - mit gebeugten Extremitäten, insbesondere der Beine (Blitz-Anfall); krampfartige Beugung des Kopfes (Nick-Anfall); Hochwerfen und Beugen der Arme, wobei die Hände vor der Brust zusammengeführt werden und der Rumpf gebeugt wird (Salaam-Anfall). Stationäre Behandlung mit mehrerlei Antiepileptika machten das Mädchen kurzzeitig anfallsfrei, bald traten jedoch woeder mehrere Anfälle pro Tag auf. Erfreulicherweise verschwanden sie im April 2013, nach homöopathischer Behandlung und Akupunktur, so dass die Kleine bereits anfallsfrei ins Camp kam. Jedoch brachte sie eine deutliche Entwicklungsverzögerung mit, wie sie bei Kindern mit dem Einsetzen einer Epilepsie typischerweise einhergeht: Mit ihren knapp zwei Jahren kann Miriam noch immer nicht sitzen, nicht einmal krabbeln. Physiotherapie und Osteopathie brachten bisher, nach Angaben der Eltern, bloß „geringe Fortschritte“. Während der sieben Camptage machte Miriam erstaunliche Fortschritte: „Sie bewegt sich mehr“, stellte der leitende Camparzt fest, „sowohl im Kinderwagen als auch auf dem Boden beim Robben. Sie ist wacher, schaut gezielter, lächelt und lacht häufiger. Sie ist lebendiger geworden, nimmt ihre unmittelbare Umgebung stärker wahr, schaut anderen Personen nach.“ Auch die Eltern erlebten sie „agiler, wacher, interessierter“. Wie geht es Miriam ein halbes Jahr nach Campende? „Seither hat unsere Kleine weitere Fortschritte gemacht“, bestätigten die Eltern im März 2014. „Wir denken, dass dies auch in Zusammenhang mit dem Camp zu sehen ist. Wir spürten, wie gut Miriam die Energie aufnahm und umsetzte.“
Ludwig* (9): Absencen-Epilepsie, ADHS Seit seinem vierten Lebensjahr leidet der Junge unter einer sog. „Absencen-Epilepsie“, die durch eine kurzzeitige Bewusstseinsstörung von fünf bis zehn Sekunden gekennzeichnet ist. Betroffene Kinder unterbrechen ihre Aktivität spontan, um diese unmittelbar nach einem Anfall wieder fortzusetzen – häufig nehmen sie die „Aussetzer“ gar nicht wahr. Während der Absence sind sie desorientiert, machen einen ratlosen Eindruck und sprechen nicht. Dabei werden auch motorische Phänomene wie Bewegungen von Mund und Zunge, Augenzwinkern und Nestelbewegungen der Finger beobachtet. Solche Anfälle können bis zu hundert Mal am Tag auftreten, manchmal noch häufiger. (Am 13. Auswege-Camp in Schwarzenborn, das Anfang November zu Ende ging, nahm ein 17jähriges Mädchen teil, bei dem bis zu 150 derartige Anfälle pro Tag vorkamen.) Hyperventilation und emotionale Anspannung sind dabei auslösende Faktoren. Medikamente „brachten keine eindeutige Besserung“, berichten Ludwigs Eltern. 2010 wurde Ludwig ADHS bescheinigt: „Er ist massiv verhaltensauffällig“, so seine Eltern, „sehr unruhig und immer unter Strom“, weshalb er zweimal die Schule wechseln musste. Seit November 2012 besucht er eine Schule für geistig behinderte Kinder, wo er „sich bisher gut einleben konnte, es funktioniert gut“, berichten die Eltern. Verhaltensauffälligkeiten „lassen sich gut steuern, da bis zur Mittagszeit das Medikinet wirkt“, ein pharmazeutischer Ruhigsteller. In beiden Fällen „haben die Symptome deutlich nachgelassen“, wie Ludwigs Eltern bei Campende in einem Fragebogen vermerkten. Die epileptischen Anfälle traten seltener und schwächer auf. ADHS-typische Verhaltensweisen klangen ab: „Im Camp ist Ludwig sehr offen und kontaktfreudig“, stellten die Eltern fest, „uns sind hier keine Aggressionen aufgefallen.“ Der Camparzt bestätigte abschließend: „Am Ende war Ludwig viel entspannter, er redete viel freier – offenbar fühlte er sich von den Teilnehmern und Therapeuten sehr angenommen.“ Wie häufig bei ADHS-Fällen, so scheint auch bei Ludwig ein unheiles familiäres System entscheidend mitbeteiligt: „Ludwig ist ein sehr sensibler Junge“, notierte der Camparzt, „der unter starkem Leistungsdruck steht: In seinen Augen macht er vieles falsch, weil seine Eltern seinetwegen so oft streiten. Anfangs wirkte er eingeschüchtert und ängstlich. Der Vater kann seinen Verhalten schlecht ertragen, er möchte den Jungen immerzu ‚pushen’.“
Sandra* (10): Vaskulitis, halbseitige Lähmung Bis zu ihrem fünften Lebensjahr war Sandra „ein kerngesundes Kind“, versichern die Eltern. Umso schockierter waren sie im Sommer 2008 über eine fatale Diagnose: „zerebrale Vaskulitis“: eine Entzündung der Hirngefäßwände, mit begleitenden Beschwerden wie Kopfschmerzen, Erbrechen, Müdigkeit, Gewichtsabnahme, Konzentrationsstörungen, neurologischen Ausfällen und Wesensänderungen. Bei Sandra führte sie zu einer „deutlichen Teillähmung der linken Körperhälfte“, wie es in einem Befundbericht vom Mai 2013 heißt: „Die linke Hand kann aufgrund der Kraftminderung und eingeschränkten Feinkoordination in Arm und Hand nur eingeschränkt zu Haltezwecken eingesetzt werden. Beidhändige Tätigkeiten können nicht selbständig ohne fremde Hilfe durchgeführt werden. Auch bei einhändigen Tätigkeiten, z.B. Schreiben, hat Sandra Probleme, da das Fixieren des Blatts mit der linken Hand nur eingeschränkt gelingt. Aufgrund der Kraftminderung des linken Beines besteht eine deutliche Störung der Bewegungsabläufe und des Gleichgewichts.“ Erste Symptome beobachteten die Eltern „drei Monate nach einer Masernimpfung“, die erfolgte, obwohl das Mädchen zeitgleich an einer Borrelien-Infektion litt. „Danach begann eine Odyssee für uns: Zuerst hieß es ‚psychische Ursachen’, dann ‚Borreliose’, schließlich ‚zerebrale Vaskulitis’. Als die Diagnose stand, bekam sie sehr hochdosiert Kortison, was für uns alle ein regelrechter Horrortrip war, ihr sehr geschadet hat und letztlich keinen Nutzen brachte.“ Sowohl bei der Vaskulitis als auch bei der Teillähmung konnte der Camparzt abschließend eine leichte Besserung der Symptome feststellen: „In ihren Bewegungen ist sie etwas sicherer geworden.“ Die Eltern bestätigen „verbesserte motorische Fähigkeiten“ und „größere Selbständigkeit“.
Elias (10): Cerebralparese, Entwicklungsverzögerung, Epilepsie, Hüftfehlstellung, Knickfüße Wie schon bei ihrem ersten Jungen (Georg, s.u.), so hat die Mutter im Frühjahr 2003 erneut vorzeitige Wehen, als sie mit Elias schwanger ist. Deshalb wird ihr Tocopherol gespritzt, worauf sie allergisch reagiert und kollabiert. In einer Notsectio wird Elias mit 560 Gramm entbunden. Im Brutkasten bekommt er Fieber und wird in ein künstliches Koma versetzt. Er entwickelt einen Hydrocephalus (“Wasserkopf”), weshalb eine Shunt-OP durchgeführt wird, um überschüssige Gehirnflüssigkeit aus den Hirnventrikeln abzuleiten. (Als „Shunt“ bezeichnen Mediziner eine Kurzschlussverbindung mit Flüssigkeitsübertritt zwischen normalerweise getrennten Gefäßen oder Hohlräumen.) Wegen Auffälligkeiten im EEG werden dem Jungen in einer Fachklinik “vorsorglich” Antiepileptika verabreicht - erst danach treten die ersten Anfälle auf. Nun wird eine operative Stimulation des Vagus (zehnter Hirnnerv) durchgeführt; ein umfangreiches Förderprogramm läuft an, u.a. mit Gymnastik, Schwimmen und Musiktherapie - mit eher dürftigem Nutzen. Ins Sommercamp 2008 brachte Elias mehrere fatale Diagnosen mit: infantile Cerebralparese, schwere Entwicklungsverzögerung, Hüftfehlstellung, Knickfüße, Epilepsie, Sehstörung, drohende Skoliose. Elias „schreit oft“, er „muss rund um die Uhr versorgt werden“. Im Laufe des Auswege-Camps 2008 “ließen die Symptome deutlich nach”, bestätigt Elias´ Mutter. “Nachts schläft er schneller als sonst ein und dann bis zu sechs Stunden durch; dabei hat er kaum Anfälle. Er ist glücklich - so interpretiere ich es -, denn er grinst viel und schaut so zufrieden.” In der Nacht hört sie ihren Jungen oftmals “neue Laute” bilden. “An den Augenbewegungen sehe ich, dass er nachdenkt. Er ist ein großes Stück bewusster geworden.” Auch vom Augustcamp, seinem zweiten nach 2008, hatte Elias erfreulich profitiert, wie der leitende Camparzt im Vergleich von Eingangs- und Schlusskontrolle konstatierte: „Er ist sehr viel ruhiger geworden, hat weniger Schreianfälle, kann deutlich länger still liegen und schläft besser! Mit den Augen konnte er bis zu sieben Sekunden lang fixieren“ – Schulmediziner hatten ‚maximal eine Dreiviertelsekunde” für die Obergrenze gehalten, in Anbetracht der neurologischen Schäden. Elias’ Mutter staunte: „Elias ist bei sich angekommen, zeitweise sehr aufmerksam, er fixiert über einen längeren Zeitraum sein Gegenüber.“
Weitere bewegende Fortschritte machte Elias während eines weiteren Campaufenthalts im Sommer 2012. Erstmals des Camps begann er, Personen sekundenlang aufmerksam zu fixieren und ihren Bewegungen mit seinem Blick zu verfolgen, selbst wenn sie mehrere Meter von ihm entfernt waren. Zum ersten Mal „spielte“ er, verbalen Anleitungen folgend: Auf „Eins!“ bewegte er den Oberkörper zurück, bei „Zwei!“ richtete er sich wieder auf, auf „Drei!“ beugte er sich nach vorne. Dabei lächelte er, so als sei er sich seiner Leistung bewusst und stolz darauf. „Das ist enorm“, kommentiert seine Mutter: „eine Verknüpfung, das Erkennen eines Wortes oder Lautes im Zusammenhang eines Tuns, aus seiner eigenen Lust, seinem eigenen Wollen heraus.“ Und zum allerersten Mal sagte er „Mama!“, was seine Mutter zu Tränen rührte. „Er beginnt seine Umgebung zu beobachten“, stellte sie tief bewegt fest. „Er schaut um sich und denkt dabei. Wenn er ‚spricht’, gibt er auffallend andere Laute von sich als früher.“ Zudem ist Elias „deutlich ruhiger geworden. Wenn er laut wird, möchte er etwas – ich habe einen Willen an ihm entdeckt, er beginnt ‚sein Recht’ zu fordern. Das ist mir neu.“ Bei Elias´ Epilepsie beobachtete seine Mutter ein Auf und Ab: „An den beiden ersten Camptagen traten nur tagsüber ein bis zwei Anfälle auf, die Nächte waren gut. Am dritten Tag kam es tagsüber zu gar keinem, aber nachts zu einem großen. Von Freitag auf Samstag krampfte Elias häufiger als sonst.“ Auch während des Thüringer Camps stellte der beteiligte Arzt fest, dass „bei Elias ganz allmählich ein sehr langsamer Bewusstseinsentwicklungsprozess abläuft, mit erkennbaren Sinneseindrücken und beginnenden körperlichen Reaktionen. Bei dem geringen Reifezustand aller Organe bei Geburt ist dies ein immenser, nicht zu erwartender Entwicklungsschritt. Seine jetzigen ‚Fortschritte’ entsprechen denen eines Säuglings, der endlich in dieser Welt angekommen ist. Weitere Campaufenthalte werden mit großer Wahrscheinlichkeit auch weitere Entwicklungsschritte ermöglichen.“
Ben* (12): Störungen des Sozialverhaltens, Asperger-Syndrom (Autismus) Schon seit seinem dritten Jahr beobachteten seine Eltern eine Reihe von Verhaltensauffälligkeiten, die ein Kinderpsychiater 2010 mit den diagnostischen Etiketten „Störungen des Sozialverhaltens“ und „Asperger-Syndrom“, einer milden Form von Autismus, versah. Die Mutter erwähnt unter anderem massive Einschlafprobleme, „Anfälle von Wut, Retardation“ – zeitweilige geistige Rückentwicklung – „bis zum Realitätsverlust.“ In Gesprächen und Tests mit dem Jungen stellte der Arzt eine „hohe Brüchigkeit des Selbstwerts und des Selbstbewusstseins“ fest, „was sich dann extrem herauspolarisiert in der Form, ‚überhaupt nichts zu können’“. „Verschiedene ganzheitliche Methoden“ brachten, der Mutter zufolge, „noch keinen durchschlagenden Erfolg“. Von den Camptagen profitierte der Junge sichtlich. Dem leitenden Arzt fielen „ein verbessertes Einfühlungsvermögen und größere Geduld gegenüber Anderen“ auf. Die mitmaßlichen „autistischen Störungen des Sozialverhaltens“ bewertet er weniger dramatisch und betont die Rolle des familiären Umfelds: „Ben ist ein sehr aufgeweckter Junge, klug, intelligent, mit hoher Auffassungsgabe, der vieles ganz schnell kapiert. Über vieles macht er sich mehr Gedanken als sein Altersdurchschnitt. Zurecht äußerte sein Vater: ‚Ben braucht Menschen, die ihn verstehen und aushalten.’ Er merkt, dass er ‚anders’ ist, will und kann das aber nicht ändern. Die Eltern müssen ihm mehr zeigen, dass sie ihn so lieben, wie er ist – dass er keinen ‚Makel’ an sich hat.“
Georg (13): ADHS Der drei Jahre ältere Bruder des schwerbehinderten Elias (s.o.) ist seit längerem in psychotherapeutischer Behandlung: Zwei kinderpsychiatrische Gutachten bescheinigen ihm ADHS, mit starken Konzentrationsschwächen, die ihm im Schulalltag erheblich zu schaffen machen. „Er ist immer zappelig, sehr ungeduldig, schreit viel, macht Gegenstände kaputt, hört nicht, macht meistens nur, was er will, tyrannisiert den Rest der Familie, ist sehr frech“, klagt seine Mutter.
Das verordnete Ritalin „hat anfangs gut gewirkt. Aber jetzt, nach zwei Jahren, hilft es nicht mehr, obwohl schon dreimal die Dosis erhöht wurde. Dieses Mittel hat Georg verändert, nicht nur in seinem Sozialverhalten. Er isst kaum, wenn er es einnimmt, und sehr oft hat er daraufhin Kopfschmerzen, Bauchweh und Übelkeit. Ich möchte es absetzen.“ Darüber hinaus sieht sie Georg in mehrfacher Weise psychisch belastet: „Sein behinderter Bruder; das Gefühl der Vernachlässigung, weil Mami Elias womöglich mehr liebt als ihn; die Scheidung seiner Eltern, die Trennung vom Vater: all das bereitet ihm seelisches Leid. Oft ist er traurig, in sich gekehrt. Und immer sucht er nach Anerkennung.“ Ein erster Campaufenthalt im Sommer 2012 tat Georg derart gut, dass nach einer Woche keine ADHS-Symptome mehr feststellbar waren. Nach den Eindrücken unseres Teams stecken hinter seinen Verhaltensauffälligkeiten Signale, dass er sich gegenüber dem behinderten Bruder, der seiner überforderten Mutter einen großen Betreuungsaufwand abverlangt, zurückgesetzt und vernachlässigt fühlt. Im Zusammenhang damit fehlen Georg klare Regeln und konsequente Führung – und er vermisst seinen Vater. Dieser Eindruck bestätigte sich in unserem Thüringer Camp: Erneut waren ADHS-typische Verhaltensweisen nicht mehr feststellbar. „Georg genoss die Zuwendung durch die Therapeuten“, beobachtete der leitende Camparzt; und er erlebte eine Mutter, die psychisch auflebte, gestärkt durch vielfältige Beratungsangebote und entlastet von ständigen Betreuungspflichten.
Nadine* (16): Trauma, Autismus, Cushing-Syndrom Ihre ersten vier Lebensjahre verbrachte Nadine unter schwierigen Verhältnissen in Bulgarien. Dann wurde sie von einem deutschen Ehepaar adoptiert. Während der ersten anderthalb Jahre im fremden Land war das Mädchen in einem Schockzustand, es sprach kein Wort. Von den Adoptiveltern erhielt sie enorm viel Zuwendung und Förderung, beide kümmerten sich innig um sie. Kaum schien Nadines Integration in die fremde Kultur gelungen, die Bindung an das neue Elternhaus hergestellt, da verstarb der Vater 2008, was Nadine erneut traumatisierte. Wie ein Kinder- und Jugendpsychiater Mitte 2011 feststellte, „vermisst sie den Vater sehr, beschäftigt sich ständig mit ihren Erinnerungen, ist auf der Suche nach einem ‚neuen Vater’, der die leere Stelle in ihrer Welt besetzen könnte“. In seinem Gutachten bescheinigte er ihr eine autistische Störung, verbunden mit einem „retardierten mentalen Entwicklungsniveau“. Vor einem Jahr wurde bei Nadine ein Cushing-Syndrom diagnostiziert: ein Krankheitsbild, das durch eine Störung des Hormonhaushalts der Nebennierenrinde hervorgerufen wird; dabei sind die Glukokortikoide, insbesondere Kortisol, im Blut erhöht. Im Bericht eines Biodiagnostikers wird allerdings erwähnt, dass „die sensible Patientin … einen leicht gestressten bis deutlich überforderten Eindruck macht. (…) Erhöhte Kortisonspiegel kommen außer beim Cushing-Syndrom auch bei akuten Psychosen und unter massiver Stresseinwirkung vor.“ Er endet mit dem saloppen Hinweis auf eine „psychologische Komponente“: „Die Patientin wirkt angespannt, möglicherweise, weil irgendetwas schief gegangen ist oder ihr eine Laus über die Leber gelaufen ist! Sie müsste sich um 180 Grad drehen, müsste ihre augenblickliche Verhaltensweise verändern und dabei einfach vermehrt auf ihr eigentlich gut entwickeltes Einfühlungsvermögen achten und viel mehr Feeling ins Spiel bringen“ – womit der Diagnostiker selbst Mühe zu haben scheint. Bei dem psychisch extrem belasteten Mädchen konnte unser Camparzt immerhin eine leichte Besserung der Symptomatik feststellen – gerade in ihrem Fall wäre eine zweite, dritte Heilwoche wichtig und aussichtsreich gewesen. „Nadja ist schwer traumatisiert. Ihre seelischen Konflikte sind nur bedingt und mit viel Geduld zu beheben. Voraussetzung für eine Heilung ist, die Grundmuster der Störung herauszufinden. Alle körperlichen Störungen sind nur die Folgen daraus. Sie erledigen sich von selbst, wenn wir an die wirkliche Ursache herankommen.“ Im Anschluss an das Thüringer Camp kümmerte sich eine IVH-empfohlene Heilerin aus Lampertheim bei Mannheim, Ursula Huber, acht jeweils einstündige Sitzungen lang um Nadine. Vom Therapieverlauf berichtete sie im März 2014: „Nach der sechsten Behandlung zeigten sich Erfolge im Bezug auf die hormonellen Störungen des Mädchens. Nach der siebten Behandlung hatte Nadine ihre Menses wieder. Insgesamt ist sie viel zugänglicher geworden. Während der Behandlung schlief sie nach bereits fünf Minuten tief und fest bis zum Ende. Ich bin der Meinung, dass sie nun auch an Gewicht verlieren wird, da sich das hormonelle Geschehen wieder normalisiert.“
Thorsten* (20): Colitis ulcerosa Seit einem Jahr leidet der Auszubildende an Colitis ulcerosa, einer chronischen Entzündung von Mast- und Dickdarm. Als Symptome nennt er „häufigen schubweisen Stuhlgang, Bauchkrämpfe, Blähbauch, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, wenig Energie, Gereiztheit“. Mehrere Ärzte, zwei Heilpraktiker und eine Klinik für Traditionelle Chinesische Medizin verhalfen ihm zu einer „teilweisen Besserung, die jedoch nicht lange anhielt“. Abschließend konnte unser Camparzt eine „deutliche Besserung“ der Colitis feststellen, wie auch von Thorstens psychischer Verfassung. „Hier wurde ich zufriedener und glücklicher“, schrieb der junge Mann abschließend; das Camp habe ihm „neue Sicht- und Denkweisen“ vermittelt, „die mich sehr ansprechen und mein bisheriges Leben bereichern“.
Monika* (47): Gehstörungen, Verdacht auf spastische Spinalparalyse Seit anderthalb Jahren stolpert und stürzt Monika immer häufiger, zunehmend leidet sie unter Gleichgewichtsstörungen, Treppensteigen fällt ihr immer schwerer. Schnelles Gehen ist ihr nicht mehr möglich, vermehrt humpelt sie. Die Symptome verstärken sich unter Stress; sie treten vornehmlich rechts auf, bisher beschränken sie sich auf das Bein. Neurologen äußerten den Verdacht auf eine hereditäre spastische Spinalparalyse: eine erbliche, fortscheitende degenerative Erkrankung des Nervensystems, die zu einer Spastik der unteren Extremitäten führt, verbunden mit Gangstörungen. (Bei einer Spastik ist die Muskelspannung dauerhaft erhöht; damit gehen unkontrollierte ruckartige Bewegungen einher.) Zur Zeit geht Monika ein- bis zweimal pro Woche zur Krankengymnastik und nimmt an Reha-Sport teil, allerdings ohne große Hoffnung: „Die Schulmedizin ist bei mir am Ende.“ Bei einer ersten Campteilnahme im August 2013 „haben meine Symptome ein wenig nachgelassen“, bestätigt sie. „Ich stehe sicherer, das Laufen fällt mir leichter.“ Die vier Heiler, von denen sie sich behandeln ließ, „weckten in mir eine Kraft, die mich sicher macht, dass ich es schaffen kann, wieder vorwärts zu gehen.“ Auch während ihres zweiten Campaufenthalts konnte der leitende Arzt „eine leichte Verbesserung“ beobachten. „Wie lange sie wohl anhält? Ihre Glaubenssätze sind noch zu negativ: ‚Ich weiß nicht, was ich will … Ich leiste nichts … Ich bin nur ‚unwichtige’ Hilfe meines Mannes’ etc. Sie müsste mehrere Wochen am Stück therapiert werden!“
Roswitha* (54): Migräne, Arthritis Seit über vierzig Jahren leidet die Ergotherapeutin an schwerer Migräne, „an zehn bis zwölf Tagen pro Monat“, mit „Übelkeit und Erbrechen“. Vielerlei Schmerzmittel halfen ebenso wenig wie sieben Klinikaufenthalte. Inzwischen gilt sie als austherapiert. „Wegen meiner ständigen Schmerzen habe ich keinerlei Lebensqualität“, sagt sie. „Ich fahre mit ‚Notstromaggregat’.“ Hinzu kamen in den vergangenen zwei Jahrzehnten rheumatische Beschwerden. „Seit meiner Jugend tun meine Gelenke weh“, berichtet sie. „Etwa seit 1990 habe ich kontinuierliche Rückenprobleme. Häufig traten Ischialgien“ – schmerzhafte Reizungen des Ischiasnervs – „beidseits mit Blockaden auf.“ Im April dieses Jahres bescheinigte ein Orthopäde ihr eine rheumatoide Arthritis. Bei der Rheuma-Diagnose konnte ärztlicherseits bei Campende eine leichte Besserung festgestellt werden. Die Migräne verschwand zeitweilig sogar vollständig. („Sie ist weg“, wie die Patientin einem Therapeuten nach einem Behandlungstermin bestätigte. „Ich fühle mich wirklich geheilt und wie neu geboren.“) Weiteren und nachhaltigen Fortschritten steht möglicherweise die eigene Psyche im Weg, wie der Arzt vermutet: „Renate braucht (und missbraucht) ihre Krankheiten, um ihren momentanen Lebensweg – belastender Beruf, Hilflosigkeit in einer Beziehung – nicht weitergehen zu müssen. Immer sind diese widrigen Umstände ‚schuld’.“
Ein halbes Jahr später bestätigte Roswitha, dass „mir die Woche sehr gut getan hat“, weil sie ihr „Ruhe, Erholung und nette Menschen“ geboten habe. Allerdings habe sich „gesundheitlich leider nichts verändert, obwohl ich fest daran glaubte und tat, was mir gesagt wurde. Meine Meinung ist schon, dass der Glaube Berge versetzt - und die Migräne, die ich seit 40 Jahren habe, ist immer mal für einige Tage bis zwei Wochen "weg" … und ‚nur’ 10-15 Tage monatlich da. Aber ich glaubte insbesondere nach den Behandlungen daran, dass sie diesmal ganz wegbleiben würde; doch sie verhielt sich unverschämterweise wie immer und kam wieder. Und von den rheumatischen Schmerzen schreibe ich jetzt lieber nichts.“ An Roswithas Erwartungen gemessen, müsste ihr Fall in unserer Campbilanz eher auf der Minus-Seite auftauchen. Wir ordnen ihn anders ein, weil eine „bloß“ zeitweilige Linderung, vorübergehende Beschwerdefreiheit, ein paar Tage weniger Schmerzen pro Monat – nach jahrzehntelangem Stillstand, ja beständiger Verschlimmerung – in unseren Augen Fortschritte darstellen, um die ähnlich Betroffene Roswitha vermutlich beneiden würden.
Rolf* (57): chronische Müdigkeit, Allergien Seit Mitte der achtziger Jahre ist Rolf „dauernd müde“, er gilt als typischer CFS-Patient, betroffen vom „chronischen Erschöpfungssyndrom“. „Das hat sich über viele Jahre aufgebaut“, sagt er. „Immer schon habe ich einen Mittagsschlaf von zehn Minuten gehalten, der sich anfangs positiv auf meine Leistungsfähigkeit ausgewirkt hat. Seit einigen Jahren sind daraus jedoch mehrere Pausen pro Tag geworden, teilweise drei- bis viermal eine halbe Stunde und länger. Um die Mittagszeit bin ich praktisch handlungsunfähig. Begleiterscheinungen sind Konzentrationsprobleme während des Tages.“ Ebenfalls seit dreißig Jahren liegen Allergien vor, die ihn bis heute einschränken, mit häufigen Nies-Anfällen und laufender Nase. „Soweit ich es rückblickend beurteilen kann, begannen diese Symptome in einem Zimmer mit hoher Luftfeuchtigkeit durch viele Pflanzen und Schimmel an den Wänden. Behandlungen bei Ärzten haben keinen Erfolg gezeigt.“ Sowohl bei der CFS als auch bei der Allergie ließen die Symptome im Campverlauf „etwas nach“, konstatierte der Camparzt abschließend. Allein schon „die viele Bewegung in frischer Luft verringerte seine Müdigkeit deutlich.“
Carla* (64): Depressionen, Karzinom Seit 2005 machen der Managerin Depressionen zu schaffen, mit „Panikattacken, Angst, Müdigkeit, Gliederschmerzen, ständiges Frieren, Vergesslichkeit, Schlafstörungen, Reizdarm, keinerlei Lebensfreude usw.“. Zwei Jahre zuvor hatte sie vier Todesfälle verkraften müssen: 2003 verstarben Ehemann, Vater, Mutter und Bruder. Um aus ihrem seelischen Tief herauszufinden, unterzog sie sich 2011 einer psychosomatischen Kur; doch „danach fiel ich in ein noch tieferes Loch, nach der Trennung von meinem Lebensgefährten“.
Vor wenigen Monaten, im April 2013, wurde mittels Computertomografie bei Carla ein 2,8 cm großes Nierenzellkarzinom festgestellt. Ob sich die Campteilnahme auf den Tumor auswirkte, werden erst Nachuntersuchungen ergeben. Offenkundig war hingegen schon nach einer Woche, dass Carlas Depression „deutlich“ nachließ, wie der leitende Arzt abschließend feststellte: „’Mir geht es sehr gut!’, sagte sie mir im Abschlussgespräch. ‚In mir haben sich viele Blockaden gelöst. Meine Lebensfreude ist wieder zurück. Ich habe meine Depression schon vergessen.’“ In ihr Tagebuch schrieb sie am Abreisetag: „Ich bin der festen Überzeugung, dass dieses Camp eine seelische und körperliche Heilung bewirkt hat.“
Gudrun* (73): Autoimmunerkrankung (LEMS), Kniebeschwerden, Herzrhythmusstörungen Seit Sommer 1997 liegt bei der Rentnerin ein Lambert-Eaton-Syndrom (LES) vor, eine Autoimmunerkrankung infolge einer Fehlsteuerung des Immunsystems: Antikörper richten sich gegen die Calciumkanäle in den Endplatten der Nerven, dadurch stören sie die Reizübertragung zwischen Nerv und Muskel sowie im autonomen Nervensystem. Das führt zu einer deutlichen Muskelschwäche, Verstopfung, verminderter Schweißbildung und vor allem zu ausgeprägter Mundtrockenheit. Die Muskelschwäche zeigt sich insbesondere in der rumpfnahen Muskulatur; am stärksten ausgeprägt ist sie in den Beinen („Beine wie Blei“). Treppensteigen fällt schwer, bei Ausdauerleistungen setzt rasch Schwäche ein. Doppelbilder, verschwommenes Sehen, verwaschene Aussprache und Konzentrationsstörungen können ebenfalls vorkommen. Gelegentlich ist auch die Atemmuskulatur betroffen. Seit zehn Jahren machen Gudrun Kniebeschwerden zu schaffen – nach Einschätzung ihres Orthopäden die Spätfolge eines Skiunfalls 1962, bei dem das rechte Knieband überdehnt oder der Meniskus verletzt worden sein könnte. Seit drei Jahren treten gelegentlich Herzrhythmusstörungen auf. Bei allen drei Diagnosen ergab die ärztlichen Kontrolle bei Campende eine Besserung - am auffälligsten hinsichtlich der LES-bedingten Muskelschwäche.
Dass Campteilnahmen nicht garantiert zum Erfolg führen, zeigte sich leider in sechs weiteren Fällen: Über Verbesserungen in der psychischen Verfassung und dem Allgemeinbefinden hinaus waren hier gesundheitliche Fortschritte entweder nicht feststellbar, kaum der Rede wert oder mangels Medizintechnik im Camp nicht zu kontrollieren.
Ella* (3): Entwicklungsrückstand, autistische Verhaltensweisen Mit drei Monaten war Ella ein gesundes, völlig normal entwickeltes Baby – bis es siebenfach geimpft wurde, trotz vorliegender Pilzinfektion. „Kurz nach der Impfung“, erinnert sich ihre Oma, „begann Ella heftig und langanhaltend zu schreien. Ein Fuß schwoll an“, am ganzen Körper traten Hauteinblutungen auf. „Ellas Sprachvermögen entwickelte sich sehr langsam, auch heute ist es auf wenige Worte beschränkt. Sie hört und versteht aber alles.“ Im Kindergarten, den sie seit Anfang dieses Jahres besucht, „fügt sie sich gut ein, kann jedoch viele Beschäftigungen nicht mitmachen, da sie nicht sprechen kann. Zusätzlich zu den wenigen einfachen Wörtern, die sie spricht, hat sie eine ‚eigene Sprache’ entwickelt und versucht sich so zu verständigen.“ Nach und nach entwickelte sie „Verhaltensauffälligkeiten, die ihr Umfeld sehr belasten, wie lange Schreiattacken, Aggressionen, Trotz, Wut, Treten, Beißen, Kratzen, Spucken“. Kürzlich stellte ein Heilpraktiker, der den Verdacht eines Impfschadens bestätigte, „autistische Verhaltensweisen“ fest; im Laufe seiner homöopathischen Behandlung „hat sich Ellas Verhalten etwas normalisiert“. Allerdings könne sie weiterhin „kaum Empathie empfinden“. Aufgrund der Eindrücke bei einem Dutzend Therapiesitzungen ist das Auswege-Team zwar zuversichtlich, dass Ella „gute Chancen hat, ihren Rückstand aufzuholen“ (so eine Heilerin bei der abschließenden Besprechung) – während des Camps tat sich bei dem Mädchen allerdings wenig Bemerkenswertes.
Thomas* (11): Entwicklungsverzögerung, Ataxie, Inkontinenz, Wegen einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung mit „cerebellarer Ataxie“ - eine Störung der Bewegungskoordination, die durch krankhafte Veränderungen im Kleinhirn (Cerebellum) ausgelöst wird – ist Thomas seit seinem fünften Lebensmonat bei einer Kinderärztin in Behandlung. Obwohl die ersten Anzeichen auftraten, kurz nachdem der Kleine geimpft worden waren, sprechen Mediziner von „unklarer Genese“. „Der Junge“, so attestierte die Kinderärztin im Mai 2013, „zeigt erhebliche fein- und grobmotorische Störungen.“ Bei Erregung trete „ein erheblicher Intensionstremor“ auf – die Gliedmaßen zittern bei einer zielgerichteten Bewegung -, „so dass einfache Handfunktionen fast nicht möglich sind. Die Kommunikation mit Fremdpersonen ist erheblich gestört, in der Familie gibt es interne Verständigungsmöglichkeiten. Sprachliche Elemente sind nur ansatzweise vorhanden.“ Die Eltern müssen Thomas „durch den Alltag begleiten: aus- und ankleiden, waschen, windeln, ersatzweise füttern“. Immer noch ist Thomas inkontinent. Seit März 2011 liegt eine Epilepsie vor. „Nach vier großen Anfällen im März und April“ sei Thomas zur Zeit „relativ anfallsfrei“, berichtet die Mutter. Nur bei Infekten träten „Zuckungen“ auf. Dreizehn Behandlungen während der Campwoche verbesserten die Symptomatik leider kaum nennenswert. „In den ersten Tagen“, konstatierte der Arzt, „war der Junge sehr unstet, viel und ziellos unterwegs. Im Laufe der Woche wurde er sichtlich ruhiger und etwas ausgeglichener, konnte Blickkontakt erwidern, wirkte konzentrierter.“
Alicia* (20): Epilepsie, körperlich-geistiger Entwicklungsrückstand Als Säugling schien sich Alicia völlig normal zu entwickeln – aber noch im Laufe des ersten Lebensjahrs fielen zunehmende motorische und geistige Defizite auf. Mit zwei Jahren traten die ersten epileptischen Anfälle auf, mit Absencen, plötzlichen Versteifungen und Erschlaffungen der Muskulatur. In ihrer geistigen und körperlichen Entwicklung ist sie inzwischen weit hinter Altersgleichen zurückgeblieben. Bis heute spricht sie nicht – und daran änderte auch die Campwoche nichts.
Herrmann* (41): Astrozytom, Leukozytopenie Im Herbst 2003 wurde ihm ein Astrozytom diagnostiziert: ein Hirntumor, der zunächst als „niedriggradig“ (Grad II) eingestuft wurde; fünf Jahre später, 2008, war daraus eine bösartiges Geschwulst geworden. Über Operation, Bestrahlung und Chemotherapie hinaus hofft Herrmann hierbei auf unkonventionelle Heilweisen.
Anfang 2012 wurde darüber hinaus eine fortschreitende Leukozytopenie festgestellt (von altgriechisch leukós „weiß“; kýtos „Höhlung“, „Gefäß“, „Hülle“; penía „Armut“, „Mangel“), ein Mangel an Leukozyten, weißen Blutkörperchen, im Blut. Betroffene Patienten weisen eine erhöhte Infektanfälligkeit auf, vor allem gegenüber bakteriellen Erregern. Ob Herrmanns Erkrankungen auf unsere Therapieangebote ansprachen, war während des Camps nicht feststellbar, dazu fehlte es an geeigneter medizinischer Diagnostik. Seiner allgemeinen körperlichen und psychischen Verfassung tat der Capaufenthalt allerdings außerordentlich gut: Hier „fand ich Entspannung, Ruhe, Gelassenheit“, zog er Bilanz. Wie unserem leitenden Arzt auffiel, „verfolgte Herrmann besonders aufmerksam die Gespräche und Vorträge über die schulmedizinische Sichtweise seiner Symptome und deren ganzheitliche Interpretation. Dabei bekam er offenbar viele neue Eindrücke und Einsichten.“
Marianne* (44): Depressionen, Tinnitus, Zahnwurzelbeschwerden Seit über dreißig Jahren wird die Diplom-Pädagogin und ausgebildete Reiseverkehrskauffrau von Depressionen gequält, mit „hoffnungsloser, gedrückter Stimmung“, sagt sie. Im Frühjahr 2011 wurde sie aufgrund dieser Diagnose berentet, was ihre Gefühle von Einsamkeit noch verstärkte: „Durch den Abschied aus dem Berufsleben“, so gibt ein Psychiater ein Gespräch Ende 2011 wieder, „habe sie viele Freundschaften verloren, einige Freunde seien auch gestorben. Wegen des Suizids einer sehr guten Freundin vor vielen Jahren habe sie noch immer Schuldgefühle. Je älter sie werde, desto stärker leide sie unter ihrer Einsamkeit.“ In ihrem Anmeldeformular hatte Marianne das Auswege-Team vorgewarnt: „Falls eine suizidale Phase auftaucht, brauche ich viel emotionale Unterstützung.“ Allerdings beruhigt sie uns: „Ich habe noch nie einen Suizidversuch gemacht.“ Seit mehreren Jahren tritt Tinnitus (Ohrgeräusche) auf. Ebenfalls seit längerem leidet sie an Zahnwurzelbeschwerden: „Ein Zahn nach dem anderen entzündet sich und muss gezogen werden.“ Ihren Campaufenthalt trübten ständige Zahnschmerzen, Schlafstörungen und ein Juckreiz am ganzen Körper. Auch wenn Ihr nach eigenen Angaben „die Behandlungen gut taten und mich etwas stabilisierten“, ging es nicht nennenswert vorwärts.
Sigrid* (51): Augentumor mit Metastasen, Lungenfibrose, Darmverwachsungen Im November 2012 wurde bei der Heilpraktikerin ein sog. Aderhautmelanom festgestellt, der häufigste primäre Tumor des Auges, der sich direkt in der Aderhaut (Choroidea) entwickelt; betroffen ist ihr rechtes Auge. Es besteht Verdacht auf Metastasierung in ihre Bronchien. Darauf führt Sigrun zunehmende Beschwerden wie „Erschöpfung, Schweißausbrüche, teilweise Angstzustände“ zurück.
Eine Lungenfibrose - eine Erkrankung des Lungengewebes, bei der sich verstärkt Bindegewebe zwischen den Lungenbläschen (Alveolen) und den sie umgebenden Blutgefäßen bildet - besteht vermutlich schon seit acht Jahren, wurde aber erst in diesem Jahr diagnostiziert. Sie sorgt für Atemnot und Erschöpfung. Seit nahezu zwanzig Jahren bestehen Darmverwachsungen, die zu Krämpfen und Darmlähmung führen. Ein halbes Jahr später, bis Frühjahr 2014, wirkten die Camptage bei Sigrid immer noch stark nach: „Seitdem ist immer mehr wohltuende Ruhe in mich eingekehrt, die mir gestattet, besser abschätzen zu können, was zu mir passt und was nicht. Es hat wirklich sehr gut getan. Immer noch sagt meine innere Stimme, dass alles gut wird. Ich bin zuversichtlich.“ Allerdings hatte sich die Tumormasse bis Dezember 2013 verdoppelt; bei der letzten Untersuchung im Februar 2014 war er zwar „ein bisschen kleiner geworden“, hatte sich „unglücklicherweise aber so verschoben, dass ich trotzdem größere Beschwerden habe als zuvor“. Ende 2013 musste sie wegen eines Darmverschlusses notoperiert werden – „zum Glück, denn wohl schon jahrelang war ich mit einem entzündeten und teilweise abgestorbenen Stück Dünndarm herumgelaufen. Es kann sein, dass diese Anstrengung und laufende Entzündung überhaupt erst den Krebs generiert hat.“

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