Entwicklungsstörung gelindert Neue Hoffnung für die kleine Anita
Ein zweijähriges Mädchen (Foto li.), das stark entwicklungs- und bewegungsverzögert Anfang Mai ins 14. Therapiecamp der Stiftung Auswege nach Schwarzenborn nahe Kassel kam, machte dort verblüffende Fortschritte.
Nachdem sich Anita (Pseudonym) in ihrem ersten halben Lebensjahr unauffällig entwickelt hatte, fiel den Eltern auf, dass sie mehr und mehr hinter Altersgleichen zurückblieb: hinsichtlich Krabbeln, Sitzen und Laufen, Handgeschicklichkeit, Wahrnehmung, Sprache und Sozialverhalten. Eine verringerte Muskelspannung (Hypotonus) beeinträchtigt Bewegungsabläufe. Zudem schielt Anita (intermittierender Strabismus convergens), bei unkontrollierbaren, rhythmischen Augenbewegungen (Horizontalnystagmus). Den Verdacht auf einen chromosomalen Defekt schlossen mehrere humangenetische Untersuchungen aus. Osteopathie und Bobath-Methode – eine Form der Physiotherapie, die darauf abzielt, gesunde Gehirnregionen die Aufgaben geschädigter übernehmen zu lassen – verbesserten die Symptomatik bisher nur leicht.
Während der “Auswege”-Therapiewoche in Schwarzenborn beobachtete unser Therapeutenteam beinahe täglich kleine, hoffnungsvolle Fortschritte, die Anitas Eltern verblüfften und ermutigten: Sie fixierte mit beiden Augen ihre Behandler, blickte sie neugierig und aufmerksam an, griff gezielt nach ihren Händen, spielte mit ihnen, plapperte und lachte viel. Ihre Mutter erlebte sie „aufnahmefähiger“ und „weniger quengelig“, wie sie abschließend in einem Fragebogen notierte. „Ihr passives Wortverständnis scheint sich zu erweitern, sie lautiert mehr“; erstmals „sagte sie ‚Mama’, direkt an mich gerichtet“. Zeitweilig habe Anita „wunderbar gerade gesessen“. „Zum ersten Mal“ konnte Anita, auf dem Bauch ihrer Mutter, aus eigener Kraft ihre Knie so weit durchdrücken, dass sie aufrecht stand, und vergnügt wiederholte sie diesen Bewegungsablauf mehrfach.
Nach einer abschließenden Kontrolle bescheinigte der leitende Camparzt dem schwer gehandicappten Mädchen „eine tolle Entwicklung. Sie wirkt offener, freier, lebendiger, klarer. Ihre Sprache hat sich entwickelt. Sie sitzt etwas stabiler.“ Anitas zuvor hypotonische Muskulatur wirke nun „sehr kräftig, Arme und Beine kann sie deutlich besser kontrollieren“. Den Nystagmus ihrer Augen konnte er am Ende nicht mehr feststellen. Und ihr Schielen? „Im Laufe der Woche wurde es sehr viel besser“, konstatierte der Arzt, „es fiel kaum mehr auf.“ Zumindest zeitweilig standen beide Augen nahezu parallel. „Besonders auffällig“, so der Arzt weiter, „war für alle Therapeuten, dass Anita mit den Augen ganz lange fixieren konnte, nicht nur einige Sekunden – besonders dann, wenn etwas ihre Aufmerksamkeit weckte.“
Foto re.: Die Heilerinnen Maja Petzold (Foto re.) und Monika Strudthoff (Foto li. u.) behandeln das Mädchen im Schwarzenborner “Auswege”-Camp zusammen mit seiner Mama.
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