Gegen chronische Bronchitis: „Liebesenergie“ und Harmonie statt Antibiotika
Einer der jüngsten Teilnehmer unserer beiden letzten Therapiecamps, der zweijährige Erwin (Foto li.; Pseudonym), litt über ein Jahr lang an einer immer wiederkehrenden Bronchitis. Nach zwei Campaufenthalten ist sie weitgehend abgeklungen. Ärzte hatten ihm zuvor dagegen nutzlos Antibiotika verschrieben – eine immer noch übliche, aber törichte Maßnahme in solchen Fällen.
Bei Erwin waren mit anderthalb Jahren erstmals Atemprobleme aufgetreten, die seither immer wiederkehrten, verstärkt in der kalten Jahreszeit: Röchelnd rang er dann nach Luft. Ein ärztliches Attest vom Oktober 2013 bestätigte „rezidivierende, teils antibiotikapflichtige Infektionen sowie wiederholte Bronchitiden, weshalb derzeit von einer bronchialen Hyperreagibilität auszugehen ist“. Verordnete Inhalationen mit Kochsalzlösung hatten nur unzureichend geholfen. Schon kurz nach Campbeginn im November 2013 trat bei dem Kleinen erneut eine heftige Bronchitis auf, begleitet von hohem Fieber, bis 39,8 Grad – doch schon zwei Tage später, nach ersten Heilbehandlungen, war sie abgeklungen.
Am Ende jener ersten „Auswege“-Woche erlebte ihn seine Mutter als „völlig symptomfrei“, und diese Besserung hielt zu Hause an, wie sie zwei Wochen später berichtete („Erwin geht es mit seiner Husterei sehr gut.“)
Den Schlüssel zum Erfolg könnte unser Campteam darin gefunden haben, im Symptom ein Signal, in der Krankheit eine Bedeutung zu sehen. Was „sagen“ Bronchien, wenn sie „hyperreagibel“ sind? „Die Lunge hat mit Trauer zu tun“, so deutet unser Camparzt Dr. Horst Schöll ihre „Organsprache“. Der kleine Erwin „reagiert hochsensibel auf die seelischen Belastungen der Mutter“, die merkwürdigerweise ebenfalls mit Lungenproblemen zu tun hatte, genauso wie ihr Vater, Erwin´ Opa. Sie „benötigt ein gesundes Umfeld, in dem alle Familienmitglieder eine vertrauensvolle Einheit bilden und sie so sein darf, wie es ihr entspricht. Dann wird sie stark, braucht nicht mehr traurig zu sein, kann mit Erwin so umgehen, wie der es braucht – und beide müssen niemandem mehr ‚etwas husten’.“
Auf dem Weg zu einer solchen Einheit erlebten wir Mutter, Oma und Opa, die gemeinsam mit Erwin angereist waren, während unserer gemeinsamen Tage; unter dem Eindruck der allgegenwärtigen Campharmonie und mehrerer intensiver Beratungsgespräche, offen für ein neues, tieferes Verständnis der Hintergründe von Erwins Belastung, beflügelt von eigenen gesundheitlichen Fortschritten wurden sie gelassener und zuversichtlicher, legten Ängste ab, fanden zu Akzeptanz und Vertrauen.
Nachdem Erwins Zustand noch Monate nach Campende deutlich verbessert war, kam es Anfang April 2014 einmalig zu einem Asthmaanfall. Seither „muss er regelmäßig inhalieren“, wie die Mutter berichtet; für den Notfall verschrieb ein Kinderarzt Kortison-Zäpfchen.
Im Auswege-Camp Anfang Mai „hat dieser Junge aufgehört, ein Patient zu sein“, konstatierte der Camparzt abschließend, „seine Bronchitis ist offenbar weitestgehend abgeklungen“. Während der sieben Camptage beobachteten die fünfzehn Teammitglieder keinen einzigen Anfall von Husten und Atemnot mehr. Nach Angaben der Mutter hustet Erwin „nur noch morgens nach dem Aufwachen“, weitaus weniger heftig als früher. Hat sich die Prognose des Camparztes bewahrheitet? Nach Schwarzenborn brachte Erwins Mutter ihren neuen Lebensgefährten mit, sie wirkte unbeschwert und glücklich – womit sie ihrem Jungen eben jenes harmonische Umfeld schenkte, auf dessen Fehlen er psychosomatisch reagiert haben könnte.
Antibiotika gegen Bronchitis: nutzlose Ärzte-Routine - nicht nur bei Erwin
Nicht erst Medizinstudenten, schon Gymnasiasten in der Oberstufe lernen: Antibiotika helfen nur gegen Bakterien – gegen Viren richten sie nichts aus. Nahezu sämtliche Atemwegsinfekte werden von Viren verursacht. Trotzdem verordnen Ärzte weiterhin massenhaft Antibiotika gegen akute Bronchitis, bei hartnäckigem Husten, bei akuten Infektionen der oberen Atemwege, bei banalen Erkältungsleiden: in rund 70 Prozent aller Fälle, wie die beiden Allgemeinmediziner Michael Barnett und Jeffrey Lindner von der US-Universität Harvard im Journal of the American Medical Association (Band 311/2024, S. 2020) feststellen. „Wozu?“, fragen sie – „obwohl es klare Beweise dafür gibt, dass sie unwirksam sind, obwohl die Richtlinien davon abraten und obwohl wir seit zwei Jahrzehnten unsere Fortbildung darauf ausrichten, dass die Antibiotioka-Verordnung bei akuter Bronchitis null sein sollte“; ungeachtet akuter Nebenwirkungen wie Durchfall, Übelkeit, Allergien und drohender Resistenzen. Warum Antibiotika gegen akute Bronchitis machtlos sind, erläutert „Choosing Wisely“, eine Initiative gegen überflüssige Medizin, auf ihren Internetseiten (www.choosingwisely.org); auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin warnt in ihren Leitlinien davor (www.degam.de). Erst wenn eine Lungenentzündung vorliegt, sind Antibiotika hilfreich. Dass deutsche Ärzte ihr Verschreibungsverhalten trotzdem nicht ändern, legt der „Arzneiverordnungsreport 2013“ nahe: Demnach wurden im Vergleich zum Vorjahr 6,4 Prozent mehr Antibiotika verordnet – und im ambulanten Bereich sind Atemwegsinfektionen weiterhin der häufigste Anlass für solche Rezepte (Süddeutsche Zeitung Nr. 116, 21.5.2014, S. 16).
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