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”Menschen behandeln, nicht nur Diagnosen” Das 14. “Auswege”-Camp aus ärztlicher Sicht
Zum zehnten Mal lag die ärztliche Leitung eines Auswege-Camps bei dem erfahrenen Radiologen und Ganzheitsmediziner Dr. Horst Schöll (Foto re.). Erneut konnte er feststellen, dass für gesundheitliche Fortschritte selbst in vermeintlich „behandlungsresistenten“ Fällen weder das Alter der Patienten noch Art und Dauer ihrer Erkrankung wichtig sind – vielmehr kommt es auf die Fähigkeit und Bereitschaft zu einer Bewusstseinsveränderung an.
Bei Beginn und gegen Ende des Camps bestellte der Arzt alle Teilnehmer und ihre Angehörigen zu ausführlichen Gesprächen ein, um sich einen Eindruck vom aktuellen Gesundheitszustand zu verschaffen: nicht nur hinsichtlich vorhandener Beschwerden, auch bezüglich des Befindens. Zum Abendprogramm trug er mehrere 30- bis 45minütige Vorträge bei.
Für jeden Patienten füllte Dr. Schöll abschließend einen 14teiligen Fragebogen aus. Die ärztlichen Beurteilungen decken sich weitgehend mit den Selbsteinschätzungen der Teilnehmer:
- Von 34 bewerteten Symptomen verschwanden zwei „völlig“. - 21 weitere Symptome haben zumindest „ein wenig nachgelassen“. - „Im wesentlichen gleichgeblieben“ sind 11 Symptome. (Zu weiteren Symptomen konnte der Arzt keine Angaben machen, weil sie medizinische Untersuchungen voraussetzten, die ihm während des Camps nicht möglich waren.)
Nach ärztlicher Einschätzung ging es 16 von 18 Patienten bei Ende des Camps besser als zu Beginn. Dreiviertel der Patienten, bei deren mitgebrachten gesundheitlichen Belastungen eine ärztliche Beurteilung überhaupt möglich war, befanden sich bei Campende sowohl körperlich als auch seelisch in einer besseren Verfassung. Wie Dr. med. Horst Schöll einzelne Fälle einschätzte, ist hier (Kinder) und hier (Erwachsene) nachzulesen.
„In diesem Camp“, so fasst Dr. Schöll seine Eindrücke zusammen, “fanden wir eine noch größere Variabilität von komplexen Krankheitsbildern vor als früher. Das war eine neue Herausforderung für das Team, vor allem für seine fünf neuen Mitglieder. Erfreulicherweise fügten sie sich direkt harmonisch ein und waren sowohl auf Grund ihrer Integrität als auch durch ihre fachliche Kompetenz von Beginn an voll eingebunden. Dies erleichterte uns allen die Arbeit, weil wir uns gegenseitig unterstützen konnten und einer auf des anderen Arbeit aufbauen konnte. Das gab es sonst nur, wenn das ‚Stammteam’ zusammen war. - Aber auch die Patienten profitierten von dieser Teamarbeit sehr, ich hatte das Gefühl, dass sich auch sie sich von diesem Wohlgefühl gerne tragen ließen.“
In welchem ärztlichen Selbstverständnis Dr. Schöll seine allseits gelobte Rolle als medizinischer Leiter der „Auswege“-Camps ausfüllt, verdeutlicht sein Essay „Wollen wir Diagnosen behandeln oder Menschen?“. Darin schreibt er u.a.: „Als Student an der Universität und als junger Arzt in den Kliniken habe ich gelernt, Körper-Zeichen (Symptome) zusammenzubauen wie Puzzleteile zu einem Bild (=Beschwerde-Bild = Diagnose) und dann daran zu gehen, das Ergebnis meiner verschiedenen Analyseverfahren möglichst rasch zu beseitigen. Wir versuchten dabei, Symptom für Symptom aus seinem Fehlzustand in den früheren zurückzuführen, bis der Patient uns signalisiert, dass es ihm wieder so geht wie vorher, oder wenigstens fast so. Das lief darauf hinaus, dass eigentlich nicht der Mensch, sondern seine Diagnose behandelt wurde. In akuten Situationen war dies auch meistens erfolgreich, und dadurch ergab sich zwangsläufig die Bestätigung für diese Art des Vorgehens in allen Situationen, wo Bedarf nach medizinischer Hilfe war. Ich habe aber bald festgestellt, dass zwar in Akutfällen diese Handlungsweise äußerst segensreich ist, weil es in nicht wenigen Fällen das Überleben ermöglicht - dass sie aber bei rezidivierenden oder chronischen Erkrankungen eigentlich nicht zur Heilung führt, sondern zur reinen Symptomlinderung oder gar Symptomunterdrückung. Inzwischen glaube ich nicht nur, sondern weiß, dass Krankheiten nicht Zufall oder Pech oder Schicksal sind, sondern dass sie eine Bedeutung haben, die wir nur verstehen können, wenn wir den Menschen nicht als die berühmte Ansammlung von Einzelteilen sehen und diese Teile nur einzeln betrachten, sondern als ganzheitliches System von Körper, Geist und Seele.” (Aus der Anthologie „Geistiges Heilen in der ärztlichen Praxis – Damit die Humanmedizin humaner wird“, hrsg. v. H. Wiesendanger, Lea Verlag: Schönbrunn, 5. Aufl. 2005, S. 165-172, dort S. 166)
Foto ob. Mitte.: Dr. Schöll im Gespräch mit Heilerin Ute Grotemeier; Foto u.: Dr. Schöll mit Monika Strudthoff (Mitte) und Ehefrau Helga (re.)

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